Corona-Beschäftigtenbefragung

Beschäftigtenbefragung in der Sächsischen Staatsverwaltung zur besonderen Arbeitssituation während des coronabedingten Lockdowns

(v.l.n.r.) Andreas Spieker, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte und Ministerpräsident Michael Kretschmer
(v.l.n.r.) Andreas Spieker, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte und Ministerpräsident Michael Kretschmer  © HSF Meißen

Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die Arbeitssituation der Beschäftigten der Sächsischen Staatsverwaltung stark verändert. Homeoffice und der Umstieg auf digitale Lösungen wurden zum neuen Normal. In dieser Situation initiierte die Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte der Behörden und Einrichtungen der Sächsischen Staatsverwaltung eine Beschäftigtenbefragung zur besonderen Arbeitssituation. Die Befragung wurde von der HSF Meißen durchgeführt und stand unter der Schirmherrschaft von Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung und Chief Information Officer (CIO) der Staatsregierung Thomas Popp.

Zwischen Mitte Juni und Mitte Juli 2020 wurden etwa 22.500 Beschäftigte über die Hauptpersonalräte bzw. örtlichen Personalräte zur Teilnahme an einer Online-Befragung über das Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen eingeladen. An der Befragung nahmen 8.210 Beschäftigte teil, was einer Beteiligungsquote von 36,5 Prozent entspricht. Damit ist die Studie die deutschlandweit größte Beschäftigtenbefragung während des ersten Lockdowns.

Der Endbericht über die Arbeitssituation der Beschäftigten wurde nach einer ersten Blitzauswertung im Oktober 2020 fertiggestellt und am 26. März 2021 von Andreas Spieker, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Hauptpersonalräte, an den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer überreicht.

  • Zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben überwiegend von zu Hause aus gearbeitet. Über die Hälfte übernahm neben der Arbeit auch Betreuungsaufgaben für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige.
  • Die am häufigsten benannten Vorteile des Arbeitens von zu Hause aus sind der Wegfall der Wegezeiten und -kosten, die zeitliche Flexibilität, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Betreuungsaufgaben bzw. Privatleben sowie die bessere Konzentration auf die Arbeitsaufgaben.
  • Die am häufigsten genannten Nachteile beziehen sich auf die unzureichende technische Ausrüstung, auf die mangelhafte Ausstattung des häuslichen Arbeitsplatzes, die parallele Wahrnehmung von Betreuungsaufgaben sowie auf die Reduktion der körperlichen Bewegung.
  • Ein Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war mit dem Arbeiten von zu Hause aus zufrieden.
  • Die große Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war mit der Arbeit ihrer unmittelbaren Führungskraft zufrieden. Positiv wurden Führungskräfte vor allem für ihre Gesprächsbereitschaft und ihre Empathie, für die Prioritätensetzung und Informationsweitergabe sowie für ihre Offenheit für kreative Herangehensweisen beurteilt. Verbesserungspotenzial wurde in folgenden Bereichen gesehen: Einbeziehung in Entscheidungen, Feedback zu erledigten Arbeitsaufgaben, technisches Knowhow, transparente Verteilung von Arbeitsaufgaben sowie Zusammenhalt des digitalen Teams.
  • Verbesserungsbedarfe auf Ebene der Organisation sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem bezüglich der Offenheit der Organisation gegenüber kreativen Herangehensweisen an komplexe Problemlagen, bezüglich der technischen Unterstützung und der ihnen entgegengebrachten Wertschätzung.
  • Fortbildungsbedarfe sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für sich vor allem im technischen und im persönlichen Kompetenzbereich.
  • Eine klare Mehrheit befürwortete die Beibehaltung von Optionen des flexiblen Arbeitens. Nur 12,0 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, auch künftig ausschließlich am Arbeitsplatz arbeiten zu wollen.
  • Die Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit der digitalen Transformation unterstrichen und verstärkt. Die „neue Normalität“ des ortsflexiblen Arbeitens ist Alltag geworden.
  • Die Zukunft gehört hybriden Arbeitsformen, bei denen sich räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten und Präsenzarbeit in inspirationsfördernden Räumen abwechseln.
  • Die weitere digitale Transformation braucht einen Führungsstil, der die Besonderheiten virtueller Führung berücksichtigt. Digitale Zusammenarbeit braucht entsprechende Instrumente, wie z. B. Kollaborationsplattformen, um die aktive Partizipation aller Beteiligten zu ermöglichen.
  • Digitale Kommunikation über Diensttelefone, Videoplattformen, Telefonkonferenzen, Chats o. Ä. gehört zur neuen Normalität des Arbeitens. Sie muss den Anforderungen nach ganzheitlicher Informationssicherheit und umfassendem Datenschutz genügen und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügbar sein.
  • Die digitale Arbeit braucht digitale Kompetenzen für Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Erproben neuer, agiler Formen des Zusammenarbeitens.
  • Ein wertschätzender und sinnstiftender Kommunikationsstil sowie eine konstruktive Fehler- und Feedback-Kultur unterstützen die vorhandene Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Konflikte sind in der digitalen Transformation unvermeidlich. Es gilt, Behörden und Einrichtungen konfliktfest zu machen und die individuelle Konfliktkompetenz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken.
  • Das Thema Gesundes Arbeiten muss in der digitalen Transformation neu gedacht werden, die physische und psychische Gesundheit (Arbeitsintensivierung, Entgrenzung) müssen sowohl in Präsenz als auch im Homeoffice gesichert werden.
  • Der andauernde Digitalisierungsdruck erfordert die systematische Ausbildung des Nachwuchses für den öffentlichen Dienst und eine begleitende Fortbildung der Bediensteten und Beschäftigten. Die HSF Meißen ist ein etablierter Austragungsort für die vom Freistaat Sachsen strategisch anzugehende Aus-, Fort- und Weiterbildung.
  • Die digitale Transformation führt zu einem erheblichen Wandel der Arbeitswelt auch in der öffentlichen Verwaltung, der durch angewandte Forschung begleitet werden sollte – die vorliegende Beschäftigtenbefragung ist ein guter Ausgangspunkt dafür.

Kontakt

Für Fragen zur Studie und zum Bericht wenden Sie sich gern an Frau Prof. Dr. Samia Härtling und Frau Prof. Dr. Ute Enderlein über das Funktionspostfach beschaeftigtenbefragung-corona@hsf.sachsen.de.